Friedrich Nietzsche, ein profunder Kenner in Sachen Musik, schrieb in „Jenseits von Gut und Böse“, Mendelssohn sei der schöne Zwischenfall der deutschen Musik. 1886, als diese Worte veröffentlicht wurden, hatte der Philosoph bereits mit der Musik seiner Zeit, vor allem mit der Wagners, gebrochen und verurteilte die gesamte Romantik als Musik zweiten Ranges. Dass er Mendelssohn dabei ausklammerte, ist vor allem auf dessen Klassizismus zurückzuführen. Neben all den schönen Themen und Klängen in seiner Musik, findet man bei Mendelssohn stets eine souveräne und klassisch orientierte Formgebung. In der Großform bleibt der Komponist, wie in klassischen Konzerten üblich, bei drei Sätzen: einem nach der Sonatensatzform gestalteten Hauptsatz, einem langsamen zweiten Satz und einem schnellen Finale.
Anschließend ertönt aus der Wassermusik von Georg Friedrich Händel die 2. Suite in D-Dur. Georg Friedrich Händel empfing die künstlerische Anregung zu den Hauptformen seiner Instrumentalmusik bereits während seiner Italienreise (1706 – 1710). Durch die Bekanntschaft mit Arcangelo Corelli, dem führenden Instrumentalmusiker Italiens, wurde er mit den damals modernen Formen des Concerto grosso und der Triosonate vertraut. Händel orientierte sich ohne Zweifel grundlegend an Corelli, was die formale Anlage und die Satzfolge betrifft. Allerdings geht Händel weit über Corelli hinaus, was die zyklische Anordnung der Sätze und die Kompositionstechnik angeht. Typisch sind dabei auch neue affekthafte Ausdruckselemente, die er naturgemäß dem Opernstil entnimmt. Ferner sind die Einführung eines zweiten Motivs als Affekt-Kontrast sowie seine oft kühne Harmonik und eine äußerst subtile Differenzierung der Klangstärken bedeutsam. Am 17. Juli 1717 fand auf der Themse jene gesellschaftliche Veranstaltung statt, bei der Händels berühmte 2. Suite in D-Dur aus der Wassermusik ihre Uraufführung erlebte. Das Orchester folgte dabei auf eigenen Booten der königlichen Barke Georg I. Auf Befehl des Königs wurden das Werk sowie einzelne Stücke daraus mehrfach wiederholt.
Danach hören Sie das Brandenburgische Konzert Nr. 3 in G-Dur von Johann Sebastian Bach, das als mehrchöriges Werk am meisten an die altvenezianische Tradition erinnert: Drei Gruppen von Instrumenten (Violine, Viola, Violoncello) zu je drei Stimmen stehen im Wettstreit gegeneinander. Als eine weitere Besonderheit des 3. Brandenburgischen Konzerts ist hervorzuheben, dass statt des Mittelsatzes nur eine Halbschlussformel auftritt, die wohl den Abschluss einer zu improvisierenden Kadenz bilden soll. Das Cembalo, das bei Bach eine herausragende Bedeutung erlangte und erstmals auch selbst als Concertato-Instrument eingesetzt wird, soll sich an dieser Stelle improvisierend entfalten. Durch das solistische Hervortreten einzelner Stimmen tritt zusätzlich ein konzertantes Element in die Musik. Auffällig ist zudem die einheitliche Thematik sowohl im ersten, wie auch im letzten Satz, der Gigue. Letztere entfaltet mit ihren durchlaufenden Sechzehnteln hohe Virtuosität.
Abgeschlossen wird der Konzertabend mit der Sinfonie Nr. 40 in g-Moll KV 550 von Wolfgang Amadeus Mozart. Er schrieb die Sinfonie Nr. 40, wie auch zwei weitere Sinfonien, innerhalb von gut sechs Wochen im Sommer 1788, drei Jahre vor seinem Tod.