Wir beginnen den Abend mit einem der wohl berühmtesten Werk von Antonio Vivaldi (1678-1741): Dem „Der Winter“ aus „Die vier Jahreszeiten“. So bekannt, wie seine Werke, so wenig verbreitet ist es, dass Vivaldi bis zu seinem 26. Lebensjahr Priester und Musiklehrer in einem Waisenhaus für Mädchen war. Die vier Konzerte („Der Frühling“, „Der Sommer“, „Der Herbst“ und „Der Winter“) wurden von Vivaldi im Jahr 1725 unter dem Titel „Il cimento dell’armonia e dell’inventione“ (dt. „Das Wagnis von Harmonie und Erfindung“) veröffentlicht.
Wir bleiben in der Barockmusik und wenden uns Johann Sebastian Bach und seinen Konzerten in f-Moll und d-Moll zu. Sie gehören zu einer Reihe von Cembalo-Konzerten, die in den Jahren 1729 bis 1740 entstanden sind, als Bach das Collegium Musicum gründete - eine Gruppe aus vielversprechenden Studenten unter die sich ab und zu ein Profi-Musiker mischte, und die im „Zimmermannischen Caffee-Hauß“ kleine Konzerte gab. Wir hören zunächst das Konzert in f-Moll und im Anschluss das Konzert in d-Moll, gespielt vom unvergleichlichen Andrei Gavrilov.
Als nächstes Werk ertönt der 2. Satz Air aus der wundervollen Suite Nr. 3 in D-Dur, die Johann Sebastian Bach (1685-1750) zwischen 1717 und 1723 vollendete. Die Trompeten, Oboen und Pauken schweigen, während Streicher und Basso continuo eine liedhafte Melodik und eine motivisch voll entwickelte Mittelstimme imitieren.
Das Rondo KV 373 ist Mozarts (1756-1791) letzte Komposition für Solo-Violine und Orchester. Es ist ein Werk, das Mozarts Lebenslage widerspiegelt. So, wie die Violine aus dem harmonischen Zusammenspiel mit dem Orchester immer wieder virtuos ausbricht, so will auch Mozart aus seiner höfischen Stellung ausbrechen, um frei komponieren zu können. In einem Brief an seinen Vater Leopold schreibt er im Jahr 1781: „Liebster Vatter, - wenn sie nicht wären: so schwöre ich ihnen bey meiner ehre das ich keinen augenblick versäumen würde, sondern gleich meine dienste quittirte.“ Nur zwei Monate später kündigt Mozart seine Stellung beim Salzburger Erzbischof und zieht nach Wien. Die folgenden Jahre stehen im Zeichen der Klaviermusik und der Oper.
Wir springen ins nächste Jahrhundert und widmen uns Johannes Brahms (1833-1897) und dem Ungarischen Tanz Nr. 5. Es gehört zu der 21-teiligen Reihe, die in den Jahren 1858 bis 1869 entstand und von Brahms ursprünglich für das Klavier (vierhändig) verfasst wurden. Die am heutigen Abend gespielte Fassung ist eine Bearbeitung für das Orchester von Albert Parlow.
Nach diesen fröhlichen und wilden Tönen suchen wir ein wenig Erholung und Ruhe in Jules Massanets (1842-1912) „Méditation“ aus der Oper „Thaïs“. Das Stück handelt von der Kurtisane Thaïs und dem Mönch Athanaël, der die junge Frau auf den „rechten Weg“ führen will und sich dabei in sie verliebt. Die Oper wurde im Jahr 1894 in der Opéra Garnier (Paris) uraufgeführt. Das Libretto stammt von Louis Gallet und Jules Massanet schrieb die Musik. „Méditation“ beschreibt die Wandlung von Thaïs von der Sünderin zur Heiligen.
Wir beenden das Weihnachtskonzert mit der Serenade für Streichorchester in E-Dur, Op. 22 von Antonín Dvořák (1841-1904). Im Alter von 34 Jahren, verfasste er die Serenade in nur zwei Wochen. Sein Werk erzählt von seinem Glück, von den Erlebnissen der letzten Woche und seiner überaus guten Laune. Er hatte kürzlich geheiratet, sein erster Sohn war zur Welt gekommen, er wurde erstmals als Komponist wahrgenommen und ihm wurde von einem Wiener Ministerium ein „Künstlerstipendium“ bewilligt. Da ist es nur wenig verwunderlich, dass er mit seinem Werk dem italienischen Wortursprung des Worts „Serenade“, nämlich „Serenata“, alle Ehre macht. „Serenata“ stammt nicht, wie vielleicht angenommen von „sera“ (ital. Für „Abend“), sondern von „sereno“. Und „Sereno“ ist das italienische Wort für einen schönen, wolkenlosen Himmel.
Mit diesem Werk verabschieden wir uns von Ihnen, wünschen Ihnen frohe Weihnachten und einen wolkenlosen Himmel.